Geht raus und netzwerkt!

Wie ihr es schafft, der Verlockung des gemütlichen Zuhauses zu widerstehen. Wie ihr erfolgreicher werdet, indem ihr euch von anderen Menschen inspirieren lasst. Und auf welchen Veranstaltungen ich zuletzt unterwegs war.

Networking, Baby!

Aktives Netzwerken habe ich betrieben, seit ich als Trainee in einem großen Konzern eingestiegen bin. Damals habe ich zum ersten Mal bewusst von diesem Wort gehört: „Baut euch euer Netzwerk auf!“ hieß es. Seither sind zehn Jahre vergangen und mein Netzwerk in diesem Konzern ist riesig.
Außerhalb des Konzerns habe ich erst vor etwa zwei Jahren begonnen, zu netzwerken. Im Nachhinein verstehe ich gar nicht so richtig, warum eigentlich. Vielleicht weil ich glaubte, es nicht zu brauchen oder weil ich zu beschäftigt war mit Job und Kindern. So ganz neu ist der Trend auf jeden Fall nicht und bei näherem Hinsehen wimmelt es nur so vor Netzwerken. Die Qualität schwankt mega, genauso wie die Teilnehmer und Inhalte. Doch das ist im ersten Schritt gar nicht so wichtig – Hauptsache ihr geht raus!

Schweinehund überwinden!

Leider gehört Zeit nicht zu den überflüssigen Ressourcen, wenn man einen guten Job und Kinder hat. Wir leiden unter Schlafmangel, haben zu wenig Zeit für Sport, für unsere Freunde, und für den Ehemann erst recht (ich zumindest muss manchmal aufpassen, dass ich mich nicht dem trügerischen Gedanken hingebe, ihn ja sowieso jederzeit sehen zu können und mir dementsprechend die Abende vollplane). Warum also sollten wir uns dann auch noch die wertvollen Stunden am Abend um die Ohren schlagen, um uns mit Fremden zu unterhalten??

Weil es sich IMMER lohnt!

Ich verspreche es euch – jedes einzelne Mal, an dem ihr euch gegen Glotze und Joggingbuxe und für neue Leute und Highheels entscheidet, lohnt sich. Nicht immer sofort; zugegebenermaßen gibt es diese Events, wo du nachts völlig erschöpft ins Bett fällst und dich fragst, wozu das gut gewesen sein soll. Etwa wenn du über eine Stunde einem langweiligen Vortrag lauschen musstest. Oder du den ganzen Tag nicht zum Essen gekommen bist und völlig schockiert feststellen musst, dass es auf der Veranstaltung nicht mal Brezelchen gibt.
Doch meine Erfahrung beweist: Auf jedem Netzwerktreffen habe ich bisher noch immer mindestens eine, meist jedoch zwei bis fünf, neue, gute und interessante Personen kennengelernt. Wie gesagt, oftmals kommt der eigentliche Benefit erst viel später, wenn du ein Problem hast und dir plötzlich einfällt, dass du doch damals die und die aus diesem Bereich kennengelernt hattest und mir ihr über Australien gesprochen hast. Und im besten Fall (auch das ist gar nicht so selten, insbesondere bei spezifischen Netzwerken) entstehen daraus sogar Freundschaften.

Inspiration, Baby!

Außerdem wird man bei Netzwerkveranstaltungen grundsätzlich immer inspiriert: Manchmal ist es nur das coole Outfit einer Teilnehmerin. Doch genauso können es ganz andere Herangehensweisen an Probleme sein, neue Denkanstöße und Ideen. Oder einfach nur die Vita von anderen Menschen. Ich liebe es, die Geschichten von anderen Leuten zu hören, insbesondere von erfolgreichen Frauen. Oft mache ich mir selbst ein Spiel daraus, mir besonders interessant aussehende Personen herauszupicken, zu überlegen, welchen Background sie haben, und dann die Wirklichkeit herauszufinden. Das ist so krass spannend!

Bei der Auswahl der Netzwerke macht es sowohl Sinn, sich Netzwerke von Gleichgesinnten zu suchen (bei mir z.B. die Working Moms – alles ambitionierte, erfolgreiche Mütter), wie auch auf Veranstaltungen zu gehen, wo man Menschen aus ganz anderen Metiers trifft (z.B. aus der Modebranche, die mich mega fasziniert, wo ich aber beruflich noch nie mit zu tun hatte). In letzter Zeit war ich ganz verstärkt in Frauennetzwerken unterwegs, so dass ich das Gefühl habe, mich auch mal wieder etwas breiter aufstellen zu müssen.

Perfekt für die Elternzeit!

Während man mit dem Baby zuhause ist, ist die Versuchung, es sich zuhause gemütlich zu machen, besonders hoch. Dabei eignet sich gerade diese Zeit perfekt, um sein Netzwerk zu erweitern:

–          Ihr müsst am nächsten Morgen nicht fit sein für eine Präsentation, einen Pitch oder ein wichtiges Meeting. Euer Baby verzeiht es euch, wenn ihr am nächsten Morgen nur vor euch hingammelt und auf den Moment wartet, bis es schläft, damit auch ihr euren Kater ausschlafen könnt.

–          Ihr lernt sehr früh, loslassen zu können. Das ist besonders wichtig, wenn man plant, nach der Babypause wieder ambitioniert einzusteigen. Fangt am besten ab Woche sieben nach Geburt wieder damit an, rauszugehen. Je früher, desto besser. Bisher hat noch jedes Neugeborene ein paar Stunden alleine mit Papa gut überlebt.

–          In der Elternzeit läuft man Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Klar, ihr könnt euch mit den Kollegen treffen, doch irgendwie hat man da immer das Gefühl, die Mutti zu sein, die eben grade nicht dazugehört. Inspiriert euch lieber und schaut über den Tellerrand.

–          Und vielleicht ergeben sich daraus ganz neue Optionen. So eine Babypause kann sich perfekt für eine berufliche Neuorientierung anbieten, und dafür braucht ihr Kontakte. Schaut, was andere Firmen, andere Frauen, Verbände so machen und was euch begeistert.

–          „Ich stille aber noch“ oder „Ich habe aber keinen Babysitter“ sind keine Ausreden! Das Baby im Gepäck zu haben ist heutzutage absolut salonfähig (auf jeder einzelner der Veranstaltungen unten habe ich Mütter und Väter mit Babies gesehen). Ich selbst präferiere ehrlich gesagt die Variante ohne Baby, dann kann ich irgendwie entspannter quatschen; wenn ich allerdings keine Betreuung habe, würde ich immer eher die Kleine mitnehmen, als nicht hinzugehen.

Raus aus der Komfortzone!

Die negative Komfortzone ist gefährlich – ich habe sie schon öfter angesprochen (zum Beispiel hier). Es kann sehr bequem sein, sich jammernd einzuigeln. „Hach, ich bin irgendwie raus.“ Oder „Scheiße, da draußen geht so viel ab und ich hänge hier zuhause mit Kind rum.“ (Achtung, das ist die Social Media Illusion!).
Ich kann euch sagen, bei fast jeder Abendveranstaltung kostet es mich so krass viel Überwindung, mich in ungemütliche, schicke Klamotten zu schmeißen und einen halben Tag mit der Orga des „Bridging“ zu verbringen (so nennen mein Mann und ich die schwierigen Stunden, in denen ich schon weg muss, er aber noch nicht von der Arbeit zurück ist und gleichzeitig drei kleine Kinder versorgt werden müssen).
Manchmal überlege ich dann heimlich an einem Parkplatz anzuhalten, zwei Stunden zu schlafen, und wieder nach Hause zu fahren. Und jedes Mal falle ich doch spätabends müde, aber total beschwingt ins Bett und bin froh, meinen inneren Schweinehund überwunden zu haben. Und wenn’s richtig gut lief, habe ich vielleicht sogar ein Kompliment für mein Kleid bekommen und damit was fürs Ego getan – was zuhause im Jogger wahrscheinlich nicht passiert wäre.

Diese Events haben sich gelohnt!

In den letzten Wochen war ich wieder häufiger unterwegs, unter anderem hier:

Global Digital Women @ Axa:

Wer hätte gedacht, dass die Axa sich jetzt zum innovativen Arbeitgeber in ganz modernem (= agilen, flexiblen, offenen) Workspace wandelt? Es war super spannend, diese Initiativen aus der Sicht eines anderen Konzerns zu erleben. Die globalen, digitalen Frauen sind bunt gemischt, von der Studentin zur Professional und man kommt easy mit allen ins Gespräch. Tijen ist toll, und im Übrigen auch Autorin der Netzwerkbibel, wenn ihr euch mit dem Thema Networking intensiver beschäftigen wollt. Ich fand insbesondere ihre persönliche Story am Buchanfang ganz spannend.

Women & Work:

Eine Karrieremesse speziell für Frauen. Die gibt’s jetzt seit ein paar Jahren, ich wollte immer mal hin, hatte aber nie die Zeit gefunden. Besonders gut fand ich die Möglichkeit, sich vorab bei den ausstellenden Unternehmen für ein 4-Augen-Gespräch zu bewerben. Das habe ich dann auch intensiv genutzt. Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen, auf die man sonst vielleicht nicht gekommen wäre, kann man so näher kennenlernen. Die großen Konzerne machen gefühlt viel Marketing in Richtung Frauenförderung, obwohl schließlich nicht immer unbedingt so viel dahintersteckt. Außerdem konnte man im Mittelstand direkt mit Kollegen aus dem Business sprechen, während die großen Unternehmen vor allem HR-Vertreter am Stand hatten. Immerhin haben sich alle Teilnehmer auf die Fahnen geschrieben, besonderes Interesse an der Förderung von Frauenkarrieren zu haben.

Die Panels und Workshops waren jetzt eher nicht so mein Fall; die Speaker waren keine herausragenden oder bekannten Role Models und Podiumsdiskussionen pro/kontra Frauenquote und Co. finde ich etwas abgedroschen. Vielleicht tue ich dem Veranstalter damit aber auch Unrecht, denn ich habe mir keine einzige angehört und lieber möglichst viele Unternehmen abgeklappert.

Styles4Work @ Desiary.de

Die Mädels von Styles4Work haben einen Popup Store in Köln organisiert. Was für eine mega Veranstaltung! Im Showroom von Desiary.de konnten die Labels von jungen Gründerinnen geshoppt werden, es gab Cocktails und so viele tolle Frauen. Der Höhepunkt war die Podiumsdiskussion mit drei Gründerinnen, die ich allesamt bewundere:
Julia von Desiary.de, die vor zehn Jahren den erfolgreichen Onlineshop für exklusive Wohnaccessoires und Geschenkideen gegründet und von ihren Erfahrungen als Unternehmerin berichtet hat. Besonders beeindruckt mich Julias gelassene und souveräne Art und die Begeisterung für ihre ausgesuchten Designstücke, die sie verkauft (sie hat als zweites Studium sogar noch Innenarchitektur studiert!). Im letzten Jahr hat Julia den Unternehmerinnen der Zukunft (UdZ) Preis in der Kategorie Export gewonnen.

Jovan von J.Jackman ist NewYorkerin und kam über ihr damaliges Unternehmen aus den USA nach Europa und landete schließlich in Berlin, ohne Deutsch zu können. Sie spricht mittlerweile super Deutsch, sieht toll aus und steckt mit ihrer offenen und empathischen Art total an. Jovan hat „einfach so“ mal ein Label gegründet, einen Background im Modebusiness hat sie nicht. Ich war sofort in Love mit ihrer American Attitude und vor allem mit den tollen Business Kleidern, die sie designt.

Andra hat vor acht Jahren zusammen mit ihren Geschwistern (sie ist ein Drilling – wie mega cool ist das denn?!?) ByMi gegründet – aus Mangel an Blusen. Sie hatten sich damals überlegt, warum eigentlich keiner mehr Blusen trägt und festgestellt, dass es einfach keine guten (=gut sitzenden, aus guten Stoffen und nachhaltig produzierten) Blusen zu kaufen gibt. Also haben sie das selbst in die Hand genommen. Andra selbst ist ein echtes Role Model und hatte ganz entspannt sogar ihre kleine Tochter mit am Start, während sie strahlend diskutierte und in ihrer eigenen Bluse super aussah.

Als Überraschungsgast moderierte dann noch Anne Gesthuysen die Diskussion. Die deutsche Journalistin und Schriftstellerin kam mir gleich total bekannt vor, aber sie stellte sich mit Anne vor, so dass es bei mir gar nicht sofort Klick machte. Während der Runde fragte ich mich noch, woher sie wohl so mega professionell moderieren konnte..

Diese Art von Veranstaltungen liebe ich am meisten – entspannte Atmosphäre, Cocktails und inspirierende Vorbilder aus allen möglichen Bereichen.

Working Moms @ Anja Gockel

Die Working Moms sind ein deutschlandweites Netzwerk engagiert berufstätiger Mütter. Sie stehen dafür, dass Frauen selbstverständlich beides haben können – Kinder und Karriere. Wir sind gerade dabei, eine Dependance in Köln/Bonn zu gründen und haben uns dazu im Kölner Flagship Store der Designerin Anja Gockel getroffen. So viele ambitionierte Mütter auf einmal trifft man super selten und ich denke mir jedes Mal, wie sehr ich den Hut vor diesen Frauen ziehe. Hier bin ich total unter Gleichgesinnten, wobei alle unterschiedliche berufliche Backgrounds haben und vor allem die Altersspanne von 30 bis 60 geht. Es ist super inspirierend, von den Erfahrungen der älteren Frauen zu profitieren, die es schon ziemlich weit gebracht haben und deren Kinder langsam erwachsen werden.

Bei diesem Meeting hat Anja uns durch ihren Store geführt und ganz interessante Insights aus der Modewelt mit uns geteilt. Noch nach 23 Uhr haben wir wild Kleider anprobiert.. Ich liebe besonders ihre bunten Prints auf den Businesskleidern.

Welche Netzwerkveranstaltungen habt ihr in letzter Zeit besucht? Wer hat euch inspiriert?

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