Karriere, Baby! (2/10)

2.    KINDER ALS KARRIEREBOOSTER

Kinder zu kriegen wird mitunter gleichgesetzt mit einem Karriereknick oder sogar dem Ende der Karriere. Bullshit! In diesem Kapitel bekommt ihr es schwarz auf weiß: Eine Fülle an nützlichen Eigenschaften und Fähigkeiten für das Berufsleben; diese könnt ihr nur dadurch erwerben, dass ihr Eltern werdet. Das Beste daran: sie kommen automatisch, ohne dass ihr allzu viel dafür tun müsst. Jetzt geht es nur noch darum, sie zu erkennen und entsprechend zu nutzen.

Der „richtige“ Zeitpunkt

„Wann ist er denn, der perfekte Zeitpunkt zum Kinderkriegen, wenn man Karriere machen möchte?“ Das war die häufigste Frage von 30 MINT Studentinnen, die mir auf einer Femtec (https://www.femtec.org/de) Veranstaltung gestellt wurde.

Diese Frage war für mich vor ca. zehn Jahren hochrelevant, so wie sie nun für diese top ausgebildeten und geförderten jungen Frauen relevant ist.
Die Antwort „den perfekten Zeitpunkt gibt’s nicht“ ist zwar grundsätzlich richtig, kommt jedoch wenig hilfreich daher, wenn man nach Orientierung und Vorbildern sucht.

Frauen, insbesondere junge, werden heute mehr denn je gefördert – so dass Männer mitunter schon mal neidisch werden können. Auf die wirklich relevanten Fragen und Herausforderungen wird man aber weder im Studium, noch durch irgendwelche Förderprogramme vorbereitet. Dabei fängt man als Frau eigentlich ab Mitte 20 an, sich zu überlegen, wie das Ganze denn optimal zu managen sei. Gleichberechtigung und Emanzipation hin oder her – das Leben ist nicht gerecht und die Kinder bekommen nun mal wir Frauen. Und auch wenn (oder gerade weil?) es heutzutage alle Möglichkeiten gibt, Mutter zu werden, wann immer man will, ist die biologische Uhr doch nicht ganz wegzudiskutieren. Da war es früher fast einfacher: Nach der Hochzeit bekam man Kinder.

Einfach Machen

Zum Glück ist es aber auch heute eigentlich gar nicht so kompliziert, wie es scheinen mag. Im Endeffekt gibt es nur eine einzige Grundsatzentscheidung, welche es zu fällen gilt: Will ich Kinder, ja oder nein. Bei „ja“ lautet die Devise „einfach machen“. Das heißt jetzt nicht, dass alle Studentinnen direkt Kinder kriegen müssen. Man kann sich aber einen Zeitpunkt überlegen, z.B. ab 27 oder ab 30, und es dann drauf ankommen lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob man gerade studiert, ein Trainee-Programm macht oder seine erste Führungsposition hat. Relevant ist, dass man grundsätzlich Kinder möchte. Der einzige ernsthaft in Betracht zu ziehende Faktor ist der Partner. Der sollte a) die grundsätzliche Lust auf Kinder teilen und mit ihm sollte man die Basis vorab ausreichend diskutiert haben; d.h. man sollte sich sein Commitment einholen, dass beide gleichermaßen Karriere und Kinder möchten. Einen exakten Zeitpunkt zu vereinbaren ist auch hier gar nicht wichtig – das erhöht nur den Druck und den ersten Einschnitt durchs Kinderkriegen erfährt schließlich die Frau und nicht der Mann.

Fazit/meine Empfehlung:

Grundsatzentscheidung treffen, Commitment vom Partner einholen und dann einfach machen. Der Rest ergibt sich von selbst.

Nur noch schnell vorher..

Nota bene: KEINE Relevanz haben – zumindest in unserer Gesellschaft – übrigens Faktoren wie Geld, Auto, Job. Klassischer Gedankengang: Erstmal Studium abschließen oder sogar Promotion. Da ist alles noch so unsicher, lieber erstmal einen guten Job sichern. Traineeprogramm im Großkonzern, das muss auf jeden Fall abgeschlossen werden. Schwangerschaft – undenkbar! Dann der erste richtige Job, jetzt muss ich mich erstmal mindestens zwei Jahre lang beweisen. Das klappt dann vielleicht so gut, dass man die erste Führungsposition angeboten bekommt. So eine Chance kann man sich natürlich nicht entgehen lassen. Die Verantwortung steigt. Jetzt ein Kind? Das wäre dann zu viel Verantwortung etc. etc. Dann ist man vielleicht 40+ und im Worst Case ist alles schon ein bisschen zu spät oder klappt dann gar nicht auf Anhieb oder überhaupt nicht.

Hilfreicher Vergleich zur Entscheidungsfindung: Als ich noch zur Schule ging, hatte ich gelegentlich das Gefühl, meine gesamte Zukunft hinge nun vom Erfolg oder Misserfolg dieser einen Klausur ab. Im Nachhinein war das in den seltensten Fällen so. Im Gegenteil – Schule, Abi und co. sind längst verjährt und ich habe mein Ding gemacht.
Ähnlich verhält es sich mit „dem einen Job“ – mittel- bis langfristig betrachtet ist es eben nur ein Job, dessen Unterbrechung oder sogar Aufgabe durch ein Kind weder das Ende der Karriere, noch die persönliche Missgunst des Chefs bis ans Lebensende bedeutet. Aus eigener Erfahrung: Ich hatte gerade einen neuen, spannenden Job angefangen, da wurde ich einen Monat später schwanger. Im ersten Moment ein Drama, im Nachhinein habe ich darüber eigentlich nie wieder ernsthaft nachgedacht. Das war dann einfach so, und ich habe was draus gemacht („Changes als Chances“!).

Fazit:

Zerbrecht euch nicht den Kopf über ungelegte Eier (im wahrsten Sinne des Wortes!) und die Konsequenzen. Wenn ihr erstmal schwanger seid, habt ihr noch neun Monate Zeit, alles entsprechend zu planen!

Kinder sind die natürlichste Sache der Welt

Es gab sie schon immer und sie gehören zum Leben dazu. Also sollte man sie auch einfach als etwas ganz Natürliches betrachten und nicht allzu viel Aufsehen um Planung, Entstehungsprozess und Aufzucht machen.
Kinder kriegen bedeutet nicht, dass sich das komplette Leben ändert – sofern man nicht selbst dafür sorgt. Eigentlich bewirken sie nur zwei essentielle Veränderungen: 1. Man hat plötzlich krass viel Verantwortung, die man wohl auch nie wieder loswird. 2. Man erkennt plötzlich den wahren Sinn des Lebens. Davon abgesehen ist das eigene Leben einfach nur um 1 + x Menschen reicher, und diese(n) Mensch(en) plant man von nun an mit ein. Diese Einstellung hilft enorm bei der Entscheidungsfindung.

Fazit:

Wer sich von Anfang an bewusst macht, dass Kinder etwas Natürliches und Positives sind und weder das Ende des eigenen, selbstbestimmten Lebens bedeuten, noch man dafür alles Schöne (Reisen, Karriere, Freunde) aufgeben muss, hat es viel leichter, Kinder erfolgreich in sein Leben zu integrieren.

Btw: Kinder brauchen auch gar nicht so viel Geld, Förderung, Aufopferung und quantitative Zeit, wie man immer denkt. Mit sehr viel Liebe und Zuneigung, sowie Vertrauen und die Stärkung ihres Selbstbewusstseins (inkl. Selbständigkeit!), Struktur und guten Vorbildern (working mom!) kommt man schon ziemlich weit!

Fünf positive Auswirkungen

Im Laufe der letzten drei Jahre, in denen ich Vollzeit mit zwei kleinen Kindern gearbeitet habe, haben sich fünf positive Nebeneffekte des Kinderkriegens gezeigt. Auch wenn es bei euch Variationen geben mag – sie alle sorgen garantiert für mehr beruflichen Erfolg.

Achtung: Auf die richtige Einstellung kommt es an! Wenn ihr das Gefühl habt, der Spagat zwischen Kids und Job treibt euch erst recht in den Burnout, dann beschäftigt euch intensiv mit den Kapiteln 6 (Einstellung) und 9 (Outsourcing). Optimalerweise noch bevor ihr überhaupt mit dem Kinderkriegen startet. Nutzt eure Elternzeit aktiv dazu, euch positive Inspiration zu holen und haltet nach Role Models Ausschau. Sucht euch Mentor(inn)en, welche Kinder und Karriere bereits erfolgreich managen.

 

  1. Kinder als Sinn des Lebens

Für mich machen Kinder den eigentlichen Sinn des Lebens aus. Ich habe vor Kurzen einen interessanten Artikel in der Flow gelesen, wo es um den Unterschied von Sinn und Glück ging und der Quintessenz, dass der Sinn für ein erfülltes Leben eigentlich wichtiger ist.

>> Je zufriedener ich mit mir und meinem Leben bin, umso besser kann ich im Job performen.

  1. Kinder geben Gelassenheit

Eben weil einem die Kinder so wichtig sind und dem eigenen Leben Sinn verleihen, wird man im Job viel gelassener. Die Prioritäten verschieben sich, und gerade ehrgeizige, leistungsstarke Frauen mit Hang zum Perfektionismus blicken beruflichen Herausforderungen nun relaxter entgegen.
Ich habe das ganz stark bei mir selbst gemerkt; beispielsweise wenn Präsentationen oder Meetings im Top Management anstanden, oder auf Deadlines hingearbeitet werden musste, war ich früher viel unentspannter. Mittlerweile denke ich mir „ich habe alles gegeben, und wenn jemand was auszusetzen hat – so what – dann bessere ich eben nach. Die anderen kochen auch nur mit Wasser (sogar auf CEO Level) und managen im Zweifel nicht nebenher noch zwei Kleinkinder.“

>> Die Kombination aus Leistungsfokussierung UND Gelassenheit macht unschlagbar.

  1. Kinder als Change und Chance

Die Veränderungen, welche mit dem Kinderkriegen einhergehen, bieten eine hervorragende Chance, Neues auszuprobieren, Etabliertes zu hinterfragen. Beispiel: Ich wollte immer noch einen berufsbegleitenden Master machen, habe es aber nie neben dem Job hinbekommen und dann meine Elternzeit dazu genutzt. Bei der Rückkehr ergeben sich – gerade in großen Konzernen – oft neue Job Opportunities.

>> Mit der richtigen Einstellung sind Kinder eine tolle Gelegenheit für neue Herausforderungen.

  1. Führungskompetenz durch Kinder!

Erst in den letzten Jahren, seit ich Kinder sowie Führungsverantwortung habe, ist mir klar geworden, dass Mitarbeiter wie Kinder sind – oder umgekehrt.
Das ist mega praktisch, denn man lernt für den Umgang mit den jeweils anderen mit: sich in Geduld und Toleranz üben; akzeptieren müssen, dass es sich um selbst bestimmte Wesen handelt, die eben NICHT alles genauso machen, wie man es selbst machen würde oder sich vorstellt; erkennen, dass jedes Kind/Mitarbeiter unterschiedlich ist, arbeitet, und dementsprechend auf unterschiedliche Anreizsysteme bzw. Motivatoren reagiert, unterschiedliche Stärken besitzt; die stetige Verantwortung, die meistens toll, aber IMMER da ist und auch nicht einfach nach Belieben abgegeben werden kann; Loyalität ist essentiell: man schimpft zuhause, würde aber niemals öffentlich über seine schlecht erzogenen Kinder herziehen (Eigentor!); die Liste lässt sich beliebig fortführen.
Ich persönlich profitiere hiervon kontinuierlich und in beide Richtungen!

>> Kinder sind ein dauerhaftes, kostenloses Karriere-Coaching für Führungskräfte.

  1. Kinder bewahren vor Burnout

Viele junge Frauen erwarten das Gegenteil: Kinder per se sind Stress pur, und das in Kombination mit einem herausfordernden Job muss bedeuten, dass man sich gleich selbst einweisen kann.
Völliger Quatsch – denn auch hier zählt die richtige Einstellung! Kinder geben der Karrierefrau die perfekte Balance und bewahren uns vor einem Workaholic Dasein.
Wenn die Kids morgens anstrengend sind, bin ich froh, sie im Kindergarten abgeben zu können; und wenn der Job nervt und stresst, ist es super, um 16h gezwungen zu sein, alles stehen und liegen zu lassen und einen „Mental Break“ zu haben.
Ich schätze, genieße und nutze diesen Ausgleich zwischen den beiden Welten. Es wäre natürlich gelogen, wenn ich behaupten würde, das alles ist easypeasy. Schon oft habe ich mich bei solchen Gedanken erwischt: „Oh man, mein Kollege kann jetzt noch den ganzen Nachmittag und Abend daran weiterarbeiten, wie ungerecht, ich habe viel weniger Zeit“ oder „wie gut es die Kollegen haben, die das ganze Wochenende zum Emails abarbeiten nutzen können“.
Aber letztendlich sind es genau diese Tatsachen, die euch davor bewahren, krankhaft viel zu arbeiten.

>> Die Balance zwischen Kind und Karriere bewahrt uns vor dem Ausbrennen.

11 zusätzliche Top Skills

Diese Fähigkeiten und Eigenschaften lernt ihr garantiert und zwar kostenlos und ohne Extra-Zeitaufwand. Zu jedem Punkt gibt es nach einer ganz kurzen Erklärung jeweils ein Beispiel aus dem Leben mit Kindern und ein Transferbeispiel aus dem Berufsleben.

  1. Multitasking:
    Mehrere Aufgaben gleichzeitig durchführen.

Während man das Baby in der Trage in den Schlaf wiegt, wird das Essen für die größeren Kinder gekocht und nebenbei am Handy die Babysitter organisiert, Emails gecheckt und Fotos sortiert, dabei im Kopf die nächsten Tage geplant. Während eines Meetings werden die wichtigsten Emails beantwortet, im Kopf die neue Strategie entwickelt und ins Notizbuch gescribbelt, per WhatsApp das nächste Teamevent geplant.

Das ist selbstverständlich überspitzt und ich stehe Multitasking mittlerweile eher kritisch gegenüber; trotzdem muss man manchmal einfach parallelisieren, um rum zu kommen. Mein persönlicher Tipp: Vermischt im Multitasking möglichst nicht die berufliche und die Familien-Welt. Also keine Telefonkonferenz mit krankem Kind auf dem Schoss oder Ähnliches.

  1. Gelassenheit:
    Eine innere
    Einstellung, die Fähigkeit, vor allem in schwierigen Situationen die Fassung oder eine unvoreingenommene Haltung zu bewahren.

Die Kita schließt in 10 Minuten und ich habe das Haus noch nicht einmal verlassen, das halb-kranke Kleinkind spuckt sein Frühstück über meine Bluse und der Große schlägt sich auf der Eingangstreppe das Knie blutig.

Der Chef-Chef bittet mich spontan um ein Gespräch, um die neusten Zahlen zu besprechen, ohne dass ich die Gelegenheit hatte, mich entsprechend vorzubereiten.

  1. Geduld: Die Fähigkeit zu warten oder etwas zu ertragen.

 

Das Kind zieht sich nicht an. Das Kind bleibt alle zwei Meter stehen, weil es etwas entdeckt. Das Kind frühstückt seelenruhig und erzählt nach jedem Bissen eine Geschichte. Das Kind benimmt sich vollkommen daneben. Ein Prozess geht nicht vorwärts. Ein Mitarbeiter braucht Wochen für eine einfache Aufgabe. Ein Kollege findet im Meeting kein Ende. Der Chef ist ein Narzisst, der sich gerne selbst reden hört.

  1. Konsequenz: die Folgerichtigkeit des Handelns einer Person.

Man stellt für seine Kinder (zu deren Wohl) ständig Regeln auf und ahnt vorher gar nicht wie schwierig es ist, sich selbst daran zu halten. Jeden Tag drohen mindestens 100 Verlockungen, einfach nachzugeben, weil es einfacher ist. („Ok, du darfst noch ein Gummibärchen nach dem Kuchen haben.“ Oder „Wenn du ganz lieb bist, darfst du AUSNAHMSWEISE…“) Wenn ich von meinen Mitarbeitern Pünktlichkeit in Meetings erwarte, muss ich mich auch selbst daran halten. Auch wenn ich nichts dafür kann, wenn der Chef im Vor-Meeting wieder mal kein Ende gefunden hat.

 

  1. Notfall-Management: Feuerlöschen von ständig neu aufflammenden und unvorhergesehenen Brandherden.

Das Baby schreit, die Schwiegermutter ruft an während auf der anderen Leitung die Kita um Abholung des größeren Kindes wegen Fiebers bittet. Der Mann ist auf Geschäftsreise und die Haushaltshilfe liegt für sechs Wochen mit gebrochenem Fuß flach.
Eine wichtige Präsentation steht an und der verantwortliche Mitarbeiter meldet sich krank; gleichzeitig kommuniziert das Unternehmen eine große Transformation mit Abbauzielen und der Chef sitzt einem im Nacken, weil er eine Strategie zur Verbesserung der Gesamtlage fordert.

  1. Unsicherheit: Der Mangel von Sicherheit

Nichts ist 100%ig planbar oder vorhersehbar, in den ersten Jahren insbesondere im Hinblick auf plötzlich auftretende Krankheiten. Später sind es Ereignisse in der Schule, Freizeitverpflichtungen oder vermeintliche Defizite der Kinder.

Heute tritt niemand mehr einen Job an unter der Annahme, diesen bis zur Rente genauso auszuüben. Unternehmen transformieren, werden verkauft, gesplittet, Mitarbeiter werden entlassen, geparkt, umorganisiert.

  1. Effizienz: Das Maß für Wirtschaftlichkeit (Aufwand-Erfolg-Verhältnis).


Aufstehen – Duschen – Kinder fertig machen – Kinder wegbringen – Kinder abholen – Kinder versorgen – Kinder entertainen – Kinder zu Bett bringen.

Ins Büro fahren – am Meeting teilnehmen – Konzept erarbeiten – Mitarbeitergespräch führen – mit dem Kunden telefonieren – nach Hause fahren.

Kein Quatschen, Trödeln, Kaffee trinken.

  1. Delegieren: Vertikale Übertragung von Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortung an nachgeordnete Stellen.

Den Partner aktiv ins häusliche Leben zu integrieren und auch vermeintlich weibliche Aufgaben (waschen, bügeln, wickeln, kochen..) übernehmen zu lassen ist unabdinglich. Außerdem kann der Babysitter das Kind mindestens genauso gut zum Nachmittags-Sport bringen wie man selbst.

Auch wenn die Mitarbeiter oder Praktikanten bestimmte Aufgaben vielleicht langsamer oder anders erfüllen, wer nicht delegiert, geht unter und verliert an Qualität.

Delegieren bedeutet loslassen, Verantwortung abgeben und sich damit Freiräume schaffen!

  1. Teamarbeit: Ein Team bedeutet der Zusammenschluss von mehreren Personen zur Lösung einer bestimmten Aufgabe oder zur Erreichung eines bestimmten Zieles.

 

Eine Familie funktioniert nur als Team und hier lernt man Teamarbeit von der Pike auf: zurückstecken, gemeinsam kämpfen, füreinander da sein, sich ergänzen. Kein Job kommt heute mehr ohne Teamarbeit aus und Teamfähigkeit wird vorausgesetzt.

  1. Inspiration: Eingebung, etwa ein unerwarteter Einfall oder ein Ausgangspunkt für Kreativität.

Kinder sind per se inspirierend: Wie sie lernen, wie sie groß werden, wie sie denken, was sie tun. In der Elternzeit bekommt man ganz neue Ideen, hervorgerufen durch die Kinder und den Lebenswandel.
Auch im Beruf kann man neue Kreativität entfachen, wenn man sich bewusst seinem Umfeld, seinen Kollegen inspirieren lässt. So können außerhalb des Tagesgeschäfts Innovationen entstehen.

  1. Aneinander Wachsen

Unsere Kinder sollen natürlich von uns lernen; doch das gilt auch umgekehrt! Durch das gemeinsame Lösen von Konflikten und Problemen und durch das gemeinsame, neue Entdecken der Welt wächst man mit- und aneinander.

Wie unsere Kinder/Eltern können wir uns unsere Kollegen meist nicht aussuchen. Aber wir können aktiv die Perspektive der anderen einnehmen und uns so stetig weiterentwickeln!

In jedem Vortrag oder Seminar werden wir heutzutage auf die böse VUCA-Welt (Volatility – Uncertainty – Complexity – Ambiguity ) hingewiesen; dass wir dringend lernen müssen, mit Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit klarzukommen, wenn wir erfolgreich sein wollen.

Super für euch, denn die oben genannten Skills zahlen allesamt darauf ein!

Eure persönliche Strategie

Es ist im ersten Schritt wichtig, die positiven Auswirkungen und die zusätzlich erworbenen Fähigkeiten bewusst zu erkennen. Und dann platziert sie in allen möglichen Situationen, die eurer Karriere zuträglich sein können.

Als kleine Hilfe präsentiere ich euch hier ein paar solcher Gelegenheiten inklusive möglicher Phrasen:

  • Beförderungswunsch („Meine Elternzeit sehe ich als einen Job in einem anderen Unternehmen mit sehr speziellen Aufgaben und Mitarbeitern, wo ich eine Menge gelernt und neue Fähigkeiten entwickelt habe, die ich nun perfekt hier einbringen kann.“)
  • Vorstellungsgespräch („Meine Stärken sind meine Führungskompetenz und meine Fähigkeit auch in schwierigen Situationen gelassen zu bleiben; insbesondere während meiner Elternzeit konnte ich diese aus bauen.“)

 

  • Personalgespräch („Sie trauen mir das nicht zu? Ich habe gerade ein Jahr lang ein Baby 24/7 gemanagt, nebenbei eine Weiterbildung als xx gemacht und meine Führungskompetenzen optimiert, da kann ich wohl ein Team von fünf Produktmanagern leiten.“)

 

  • Rückkehrgespräch („Meine Familie bietet mir die notwendige Stabilität und den perfekten Ausgleich, um erfolgreich wieder voll in meinem Job durchstarten zu können.“)

 

  • Networking ( à la Vorwerk Werbung von 2004 „Ich führe ein sehr erfolgreiches, kleines Familienunternehmen.“ oder wem das zu abgedroschen oder peinlich ist: „Ich habe mir gerade eine Auszeit genommen, beschäftige mich mit xxx, habe ein paar Projekte am laufen und starte im neuen Jahr wieder voll durch.“)

 

  • Social Media (ganz Mutige beschreiben ihre Skills und Erfahrungen sogar in ihren Social Media Profilen „CEO, 2 Mitarbeiter, Family Management; Aufgaben: Event-Organisation, Incident Management, Personalentwicklung“)

Und last but not least: nutze es für dich selbst! Halte dir immer wieder bewusst vor Augen, was du hier grade leistest. Das macht dich selbstbewusster im Auftreten und damit auch erfolgreicher. Im Zweifel denk dir immer „Ich habe es geschafft, 1, 2, 3, n kleine Wesen auf die Welt zu bringen und aufzuziehen, was ist dagegen eine Vorstandspräsentation??“. Diese Erfahrungen machen dich stärker!

Dass ihr es nicht übertreiben solltet mit den Kinder-Beispielen ist klar. Ebenso, dass jeder natürlich seinen eigenen Stil hat, solche Themen anzusprechen. Auch hier gilt, meine Beispiele dienen als Inspiration. Sie sollen euch dazu anregen, euch aktiv und vor allem positiv damit zu beschäftigen, wo die Erfahrungen mit euren Kids hilfreich für eure Karriere sein können.

Abschließend noch ein Tipp: Nutzt eure Kinder im beruflichen Kontext niemals im Negativen, etwa als Entschuldigung („Ja, sorry, ich habe halt Kinder, da konnte ich die Deadline nicht einhalten.“).
Und jammert nicht über sie; beschwert euch bei eurer Schwiegermutter oder Nachbarin wie hart das Leben mit Kindern ist, aber niemals im Job!! Das hat den gegenteiligen Effekt und schadet eurer Karriere. Denn auch umgekehrt gilt: Wie will jemand ein Unternehmen managen, wenn er nicht mal seine eigenen Kinder im Griff hat?

 

 

INTERVIEW mit MIRIAM MERTENS, Gründerin von Deep Skill

Miriam ist CEO und Co-Founder von Deep Skill, einer digitalen Coaching-Plattform für Personalentwicklung im 21. Jahrhundert. Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin und Informatikerin hat über 15 Jahre Erfahrung als Unternehmensberaterin und Vice President Strategy im Aufbau von digitalen Geschäftsmodellen unter anderem in Nigeria, der Türkei, Singapur, China und Deutschland. Ihre Passion, Leadership- und Persönlichkeitsentwicklung, hat sie mit Deep Skill zu ihrem Job gemacht. Sie lebt mit zwei Söhnen, ihrem Mann und drei Kaninchen in Köln.

Miriam und ich kennen uns jetzt schon eine ganze Weile – ursprünglich haben wir beide mal für denselben DAX-Konzern gearbeitet.

Miriam, du hast zwei noch relativ kleine Kinder, hast währenddessen Karriere im Großkonzern gemacht und ein Unternehmen gegründet.

Wie hat sich dein Berufsleben durch die Kinder verändert?

Miriam

Ich bin vor allem deutlich effizienter geworden! Ich überlegen mir bei jeder Aufgabe, jedem Telefonat, jedem Meeting 2x, ob das jetzt wirklich Prio 1 ist und es sich lohnt. Die Arbeitszeit ist einfach viel wertvoller geworden, da die Alternativen – Quality Time mit meinen Kindern zu verbringen – mehr Wert haben. Und ich schätze sehr positiv, dass ich die Möglichkeit habe mit Familie eine anspruchsvolle Tätigkeit zu machen! Im Umkehrschluss: ich denke, ich jammere weniger über den Job 😉

Welche positiven Auswirkungen hatte die Geburt deiner Kinder auf deine Karriere?

Miriam:

Meine Karriere hat nach jeder Elternzeit einen Push bekommen. Nach der ersten Elternzeit habe ich eine Teamleitung übernommen und nach der zweiten dann die Bereichsleitung in der gleichen Unternehmenseinheit. Die Geburt meiner Kinder hat mir in jedem Falle Selbstbewusstsein gegeben und auch Gelassenheit. Der Job ist nicht mehr das Einzige und das Wichtigste, worauf es ankommt. Diese Einstellung hat mich viel selbstsicherer gemacht. Ich habe das Gefühl, mir macht man nicht mehr so leicht was vor, ich weiß was ich kann (und was nicht 😉 und lasse mich weniger von außen beeinflussen.

Welche Eigenschaften und Fähigkeiten konntest du durch deine Kinder zusätzlich erlangen?

Miriam:

Auf jeden Fall Organisationstalent, Effizienz & Produktivität und ein gesunder Abstand zum Job. Meine Arbeit war mir immer schon sehr wichtig, aber das ist jetzt nach den Kindern in ein gesünderes Maß gerückt worden. Es gibt einfach meine Familie, die egal was passiert, einfach wichtiger ist. Das heißt nicht, dass ich meinen Job schlechter machen, im Gegenteil.

Und wie konntest du diese Eigenschaften positiv auf dein Berufsleben anwenden?

Miriam:

In dem ich viel eher Nein sage, zum Beispiel zu sinnlosen Meetings oder Projekten. Das tut nicht nur meinem Terminkalender gut, sondern meinem gesamten Team. Eine weitere Eigenschaft, die sich positiv auf den Job und das ganze „System Unternehmen“ ausgewirkt hat: sich selber nicht so wichtig zu nehmen. Geht mal was schief, geht die Welt nicht unter!  Fehlende Priorisierung und damit schlechte Produktivität halte ich für eines der größten Probleme in Unternehmen. Durch Mitarbeiter mit Familie (vor allem Mütter) steigt Sprunghaft die Effizienz!

Du hast während der Kinder einen großen Karrieresprung geschafft – wo glaubst du hat dich die Tatsache, Mutter zu sein, darin unterstützt?

Miriam:

Das wichtigste in meiner Karriere war auf jeden Fall das eigene Selbstvertrauen in meine neue Führungsrolle! Ich dachte oft: Hey, ich habe zwei tolle Kinder geboren – was soll da jetzt noch kommen? Ein weiterer Treiber als Mutter ist für mich auch, dass ich für meine Kinder ein tolles Vorbild sein möchte und einfach etwas sinnvolles bewirken und bewegen möchte. Das ist mir sehr wichtig. Dies ist auch ein riesiger Motivator für mich als Unternehmerin! Ich möchte ihnen nicht vorgelebt haben, „irgendeinen“ langweiligen Job gemacht zu haben.

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