Ich habe mich riesig gefreut, letzte Woche eine Impuls-Session für die Teilnehmer des aktuellen The good Vanguard Programms „Create your path – Karriereplanung für ambitionierte Working Parents“ halten zu dürfen. Das Web-Meeting hat unheimlich viel Spaß gemacht und wir haben inspirierende Diskussionen geführt:
Warum sind die richtige Positionierung und Netzwerken gerade als Working Mom relevant?
Wenn ich erfolgreich sein möchte, muss ich sichtbar werden, und zwar möglichst positiv und bei möglichst vielen Stakeholdern. Damit die Positionierung in die richtige Richtung geht, also ich so gesehen werde, wie ich gesehen werden möchte, macht es Sinn, das möglichst zu beeinflussen. Dasselbe gilt fürs Netzwerken: Es ist nicht nur wichtig, möglichst viele Leute zu kennen, sondern vor allem die richtigen. Hier gilt erstmal Qualität vor Quantität, auch wenn heutzutage Reichweite viel zählt.
Es geht also bei der Positionierung und beim Netzwerken insbesondere um eine proaktive Einflussnahme auf mein Außenbild. Warum ist das gerade als Working Mom so wichtig? Weil man als Mutter gerne erstmal in eine Schublade gesteckt wird: Die Mutti. Das ist nicht per se schlecht, aber ich empfehle absolut, dieses doch recht einseitige Bild aktiv etwas „abzurunden“ ?.
>> Außenbild aktiv beeinflussen – qualitativ und aktiv netzwerken – keinen Mutti-Stempel aufdrücken lassen
Wie manage ich den Alltag als Working Mom konkret? Auch mein Tag hat natürlich nur 24h…
Ein wichtiger Vorteil von mir – bzw. ich sehe es als „Asset“ – ist, dass ich die beiden Teile von mir kombiniere: Ich bin nicht in diesem Moment die toughe Business Lady und im nächsten die Mutter von drei Kindern. Ich zeige mich auch nach außen als ganzheitlichen Menschen, als „Working Mom“. Für viele ist das noch ungewohnt, früher hat man das viel stärker getrennt. Doch dass heutzutage die Grenzen zwischen Arbeit und Familie immer stärker verschwimmen ist nichts Neues, also kann ich das genauso gut mit meiner Positionierung so machen. Zudem macht mich das viel authentischer.
Jedoch ist an der Stelle Vorsicht geboten – ich meine damit nicht, dass ich während ich meine Kinder betreue, nebenher Emails mache oder umgekehrt während ich eine Telko habe, nebenher mit den Kids spiele. Das lässt sich nicht immer komplett vermeiden, insbesondere in Corona-Zeiten. Ich bin aber überzeugt davon, dass das nicht zum Erfolg führt, ich ziehe lieber klare Grenzen: Arbeiten bis 16:30, danach sind die Kinder dran. Da richtigerweise auch mein Tag nur 24 Stunden hat, setze ich lieber auf ganz viel Unterstützung und Outsourcing: Aupair, Haushalts- und Putzhilfen, Nachmittagsbetreuung in der Schule und – ganz wichtig! – eine gleichmäßige Aufteilung der Home-Jobs mit meinem Mann.
>> Authentizität – Kombination von Kindern und Karriere – VIEL Unterstützung
Wenn man nicht so genau weiß, für welches Thema man steht/stehen soll…?
Viel Selbstreflexion. Wer darin vielleicht noch nicht so geübt ist, kann sich Hilfe holen, mit Coaching etwa. Es gibt ein paar einfache Methodiken, die Überlegung, was kann ich eigentlich gut, und was macht mir gleichzeitig Spaß? Wann habe ich mich zuletzt so richtig gut gefühlt und was war der Hintergrund dafür? Was war mein letzter großer Erfolg? Worauf bin ich stolz? Auf welche Ressourcen kann ich zurückgreifen? Meine Empfehlung ist auf jeden Fall, sich aktiv damit zu beschäftigen. Gleichzeitig sollte man aber auch nicht zu ungeduldig oder perfektionistisch mit sich sein – so eine Positionierung braucht Zeit! Man schafft die Grundbasis, und dann wird das Bild peu-à-peu geschliffen. Außerdem empfehle ich, immer bei den eigenen Stärken zu bleiben. Sicherlich gibt es auch immer wieder Entwicklungsbereiche, doch das sind in der Regel nicht die Themen, für die ich stehen will.
>> Selbstreflexion – aktive Herangehensweise – Stärken fokussieren – regelmäßige Checkups
Wie ich mit Selbstzweifeln oder Angst umgehe
Ich setze auf Mut, Worst-Case-Szenarien und mit zunehmendem Alter auf Erfahrung ?
Die sozialen Medien sind Fluch und Segen zugleich: Ich kann eine sehr große Reichweite bekommen, gleichzeitig bin ich damit ständig einer großen Öffentlichkeit ausgesetzt. Grade in unserer Generation und den Generationen davor herrscht aktuell noch eher ein gewisser „Voyeurismus“ vor: Mal schauen, was die anderen so machen, gerne auch mal kommentieren oder sogar Feedback geben, aber bloß nicht selbst aktiv werden und damit Angriffsfläche bieten. Ich versuche aber wie gesagt das Positive daraus zu ziehen: mich zu zeigen, anderen Mut zu machen, andere zu inspirieren. Klar wird man dann auch mal schief angeschaut, doch da muss man dann drüber stehen. Wieviel man hier am Ende von sich, seinem Leben, seinem Job preisgibt, muss jeder sehr individuell entscheiden. Ich versuche immer einfach mein Ding zu machen und dann aber auch dafür einzustehen, Verantwortung zu übernehmen.
Wenn ich Angst habe, stelle ich mir das absolute Worst-Case-Szenario vor, und zwar so konkret wie irgend möglich. Manchmal hilft es, das sogar aufzuschreiben, denn damit verliert es erst recht an Gewicht. Ein Beispiel: Was passiert, wenn ich mich in einem Blogartikel zu einem heiklen Thema klar positioniere? Wenn ich vorher schon weiß, dass es einige Gegenstimmen geben wird? Worst-Case: Ich ernte einen Shitstorm von ein paar Menschen, die eben eine andere Meinung haben. So what?
Je älter ich werde, umso erfahrener bin ich. Einige Situationen hat man dann einfach schon mal erlebt, man geht viel entspannter damit um. Klar bringt das Leben regelmäßig neue Herausforderungen, und es wird immer wieder Dinge geben, die man eben zum ersten Mal tut und die einem daher Angst oder zumindest Respekt einflößen. Doch auch hier gilt es, anzugreifen – einfach mal machen!
Last but not least sind wir Eltern; wir Mütter haben einiges geschafft und das gibt mir zumindest eine große Gelassenheit: Was zählt irgendein Business Thema aufs Leben gerechnet, wenn man bedenkt, dass ich es geschafft habe, drei Kinder auf die Welt zu bringen? Das ist das tolle am Elternsein: Es setzt die richtige Balance, gewichtet die Dinge anders.
Wenns trotzdem mal ganz übel kommt, ich an mir zweifle und nicht mehr weiter weiß, versuche ich mir aktiv alle meine Stärken aufzuzählen, die ganzen Erfolge, was ich alles schon so geschafft habe. Mein Selbst-Coaching funktioniert nur leider meistens nicht, so dass mein Mann diese Rolle übernehmen muss. Das will ich dann wiederum in dem Moment nicht hören, also lege ich mich ins Bett, schlafe eine Nacht drüber und am nächsten Tag sieht die Welt dann schon wieder viel besser aus!
>> mutig sein, dein Ding machen – Worst-Case-Szenarien – Erfahrung nutzen – Gelassenheit durch Elternsein
Meine drei Tipps, effizient und erfolgreich zu netzwerken?
Der erste Schritt ist das Überwinden des inneren Schweinehundes. An Networking-Angeboten mangelt es nicht, angemeldet ist man auch schnell. Doch dann ist der Tag da, es war stressig im Job, die Nacht davor war das Kind ständig wach und alles schreit nach Sofa. Man kennt kaum jemanden, das heißt volle Konzentration ist angesagt, die Überwindung, mit fremden Menschen ins Gespräch zu kommen trägt nicht unbedingt dazu bei, dass man sich freut. In diesem Moment muss man die Zähne zusammenbeißen und es durchziehen. Ich habe genau so meine letzten beiden Jobs bekommen!!
Ich schaffe es nicht immer, aber ich versuche insbesondere im beruflichen Umfeld komplett meine Vorurteile abzulegen, jedem und allen Themen gegenüber erstmal offen zu sein. Das gilt für Plattformen wie Linked-In, wo mich verschiedenste Menschen mit verschiedensten Anliegen kontaktieren. Aber auch auf Veranstaltungen – am besten ihr geht alleine hin und am besten ihr nehmt so viel auf, wie es nur geht. Ich habe in irgendeinem Seminar mal den Slogan „Interested before interesting“ gehört und versuche mich oft daran zu halten, denn dann nimmt man so viel mehr mit! Allerdings muss ich auch zugeben, dass es mir wegen meiner Persönlichkeit nicht immer gelingt ?
Und zuletzt empfehle ich, immer authentisch zu bleiben. Selbstbewusst auftreten ja, flunkern, etwas vorgeben, sich verstellen nein. Ich erinnere mich an die ersten Netzwerkveranstaltungen als Studentin, ich hatte ständig das Gefühl, mich beweisen zu müssen: gefühlt alle hatten einen Abschluss einer Elite-Uni, hatten tollere Praktika vorzuweisen, waren noch öfter im Ausland. Doch nach einigen Jahren Berufserfahrung lernt man sehr schnell, dass überall nur mit Wasser gekocht wird und dass es auf die richtige Kommunikation ankommt. Ich überlege mir nun lieber vorher, wie konkret ich mich positionieren, welches Außenbild ich abgeben möchte und bin dann aber einfach ich. Höre interessiert zu, aber lasse mich auch nicht blenden. Und wenn Menschen unangenehm sind, dann gebe ich mich einfach nicht mit ihnen ab.
>> Schweinehund überwinden – Interested before interesting – authentisch sein
Ob ich immer schon diese Klarheit hatte?
Natürlich nicht. Ich bin nicht nach meiner ersten Elternzeit (2,5 Jahre am Stück mit den ersten beiden Kindern) zurückgekommen, habe gesagt „Chakka, ich stehe jetzt für Kinder und Karriere und ziehe das voll durch“. Im Gegenteil; ich hatte keine Ahnung, was es bedeuten würde, mit zwei Kindern zu arbeiten und eigentlich trieb mich nur mein Eigensinn dazu, Vollzeit zu machen, weil ich nicht einsehen wollte, weniger Geld zu bekommen aber im Zweifel doch 100% zu arbeiten. Und weil ich mir gesagt habe, ich probiers einfach, und wenns nicht klappt reduziere ich einfach. Ich habe mein Ding gemacht, bin mir und meinen Vorsätzen, Ansprüchen und Vorstellungen von einer guten „Work-Life-Balance“ treu geblieben. Der Rest entwickelte sich so peu-à-peu und wird sich selbstverständlich immer weiter entwickeln.
>> Einfach mal dein Ding machen!!
Bin ich naiv?
Miriam beschrieb in ihrem Intro zu mir meine Leichtigkeit, fast schon Naivität, mit der ich an die Dinge herangehe (Beispiel: radikaler Branchenwechsel nach 9 Jahren Telekom zu Hilti). Ich habe anschließend länger darüber nachgedacht, denn eine gewisse Naivität gepaart mit einem starken Willen, das wird meiner Mutter oft zugeschrieben. Auch ich habe so manches Mal gedacht „das kann man doch nicht einfach so machen“ (Beispiel: am Anfang des Medizinstudiums zwei Kinder bekommen). Noch nie zuvor kam mir ernsthaft der Gedanke, dass ich das geerbt haben könnte. Doch je länger ich darüber nachdenke, umso cooler erscheint mir diese Herangehensweise des „einfach mal Machens“. Man mag es Naivität nennen, kann aber eben auch sagen Leichtigkeit, Wille zur Umsetzung oder einfach das Urvertrauen, das Selbstbewusstsein, dass schon alles gutgehen wird.
Als Kind hat es mich manchmal geärgert, dass von mir nie ein Telefonzellenanruf erwartet wurde, wenn wir auf Klassenfahrt gingen. Bei uns hieß es immer „wenn wir nichts von euch hören, ist doch alles gut“. Aber vielleicht ist auch das im Umgang mit Kindern der bessere Weg, die angenehme Balance zum Helikoptern.
Ich habe also auch hier wieder ziemlich viel Selbstreflexion und Inspiration mitgenommen und weil ich immer gerne nach Ratschlägen à la „wie machst du das eigentlich?“ gefragt werde: Macht doch einfach mal, ohne groß drüber nachzudenken, was alles passieren kann!
Wann wart ihr zuletzt naiv?
Toller Beitrag, sehr motivierend. Das spornt mich an und gibt mir Bestätigung im eigenen Handeln. Danke dafür 🙂
Dem Punkt mit der Unterstützung von außen holen, um Beruf und Privates unter einen Hut zu bekommen, kann ich bestätigen. Alles alleine machen zu wollen, funktioniert nicht auf Dauer- und macht unzufrieden.
Mach weiter so, Theresia.
Danke, Christina! Absolut! Wie managst du das konkret?
LG Theresia