Karriere, Baby! (7/10)

7.    WEITERBILDUNG

 

Die sechs Benefits von Weiterbildung in der Elternzeit

  1. Lebenslanges Lernen

Dass Weiterbildung grundsätzlich Sinn macht, ist nichts Neues. Lebenslanges Lernen ist heutzutage Standard – wer es nicht tut, wird abgehängt. Die Zeiten, in denen wir einmal unsere Ausbildung/Studium absolvieren und dann Schritt für Schritt die Karriereleiter erklimmen, sind vorbei.
Karrierewege sind nicht mehr geradlinig, wir müssen uns auch nicht mehr fürs ganze Leben auf einen Beruf festlegen. Im Gegenteil, wir können uns immer wieder neu orientieren, überlegen, in welche Richtung es weitergehen soll. Welche Themen wir vertiefen, wofür wir Experte sein wollen. Welches zusätzliche Wissen wir benötigen, um einen bestimmten Job erfolgreich machen zu können. Das Alles völlig unabhängig davon, ob wir nun Kinder haben oder nicht.

  1. The time is now!

Doch eignet sich die Elternzeit hervorragend zur Weiterbildung: Wir haben mehr Zeit oder sind doch zumindest zeitlich flexibler als im Full Time Job. Wir haben mehr Freiräume – haben den Kopf frei. Elternzeit ist anstrengend, denn wir müssen uns plötzlich 24/7 um einen neuen Menschen kümmern, sind zu 100% für ihn verantwortlich. Das erfordert physische wie psychische Anstrengung. Und die gute Nachricht ist: die Beschäftigung mit nicht-familiären, nicht-Baby Themen bildet die perfekte Balance dazu. Das ist Vereinbarkeit! Fangt also am besten bereits in der Elternzeit damit an, die Gegenpole dazu zu nutzen, voneinander zu profitieren.

  1. Steigerung des persönlichen Marktwerts

Die naheliegendste Art der Weiterbildung ist, sich in der persönlichen Profession, im aktuellen Metier fortzubilden. Das kann der nächsthöhere Abschluss im eigenen Fach sein, bis hin zur Promotion. Oder die offizielle Legitimierung einer ausgeübten Aufgabe durch ein Zertifikat. Vorteil: Ihr erhöht den eigenen Wert ganz messbar und seid somit sofort in der Position, um nach der Elternzeit nach einem besseren Posten und/oder mehr Gehalt zu fragen!

  1. Probiert mal was Neues!

Ihr wolltet schon immer mal … aber irgendwie hats nie so richtig gepasst. Jetzt ist die Zeit gekommen. Probiert es aus, entdeckt oder entwickelt ganz andere Talente und Interessen an euch. Ihr seid Betriebswirtin in einem IT-Unternehmen? Lernt programmieren! Ihr seid Manager eines großen Operations Teams? Lernt achtsames Führen! Was auch immer es am Ende wird – ihr werdet euch inspirieren, neue Horizonte eröffnen. Und daraus werden sich ganz neue Perspektiven ergeben. Vom Einschlagen in eine ganz andere Richtung im eigenen Unternehmen, bis hin zur kompletten Umorientierung. Eins ist sicher: Ihr werdet danach noch erfolgreicher sein!

  1. Es ist immer noch Luft nach oben

Wir alle haben Schwächen, oder positiv ausgedrückt: Entwicklungsfelder. Lücken, derer wir uns bewusst sind, Dinge, an denen wir arbeiten müssen und wollen, es aber on-the-job nicht so richtig hinbekommen. Das kann die erfolgreiche Ingenieurin sein, die noch immer Lampenfieber vor Präsentationen hat. Oder der Manager, welcher ständig am Rande zum Burnout steht. Oder die junge Teamleiterin, die immer wieder einknickt, wenn ihre senioren Kollegen nur lange genug auf sie einreden. Gebt euch den letzten Schliff!

  1. Ein zweites Standbein

Nur weil ihr in Elternzeit geht, heißt das noch lange nicht, dass ihr jetzt durchdreht und euer bisheriges Leben komplett in Frage stellt. Eigentlich plant ihr einfach nur, ein paar Monate auszusetzen und dann an derselben Stelle weiterzumachen. Trotzdem – man weiß nie was kommt. Egal wie sich euer Leben dann mit Kindern entwickelt, es ist toll, noch einen Plan B in der Hinterhand zu haben. Das befreit unheimlich. Und wenn es einfach nur bei Stress der Gedanke ist „Im Zweifel zwingt mich hier keiner zu und ich bin auch nicht drauf angewiesen; ich habe noch mehr Optionen.“

Freilich muss man die eigenen Erwartungen managen. Coaches beispielweise sprießen aktuell wie Pilze aus dem Boden und man kann nicht automatisch davon ausgehen, nach der entsprechenden Ausbildung von Coaching leben zu können. Aber der Controller könnte sich als Agile Coach ausbilden lassen – die werden aktuell überall gesucht – und wenn das eigene Unternehmen Controller abbaut, bieten sich neue Möglichkeiten.

Fazit

Nutzt also die Elternzeit, um euch weiterzubilden. Ihr werdet euren Horizont erweitern, euch inspirieren und euren Lebenslauf aufwerten, was unter allen Umständen zu mehr Erfolg führt!

Wie ihr das Richtige für euch findet

Bevor ihr konkret in die Planung einsteigt, stellt euch die Frage, was ihr mit der Weiterbildung eigentlich erreichen wollt:

Was ist mein Ziel?

Dazu könnt ihr euch an den vorangegangenen sechs Benefits orientieren. Hier ein paar Beispiele zur Orientierung:

  • Ich möchte meinen Marktwert steigern.
  • Ich möchte Thema xyz endlich mal verstehen.
  • Ich möchte meinen Wiedereinstieg absichern.
  • Ich möchte mich für einen neuen Bereich qualifizieren.
  • Ich möchte an Schwäche xyz arbeiten.
  • Ich möchte mir ein zweites Standbein aufbauen.
  • Ich möchte mich einfach mit etwas Interessantem beschäftigen, was meinen Kopf fordert.

Achtung – es macht keinen Sinn, euch irgendwas als Selbstzweck zu suchen. Denn dann wird es euch an Motivation mangeln und ihr werdet die Weiterbildung im schlimmsten Fall gar nicht abschließen. Damit vergeudet ihr nur eure Zeit und euer Geld, was zu zwei weiteren entscheidenden Punkten führt:

Abwägung Kosten/Nutzen:

Manche Weiterbildungen sind umsonst (z.B. Online Classes an bestimmten Universitäten), andere verlangen eine Prüfungsgebühr, und wieder andere bedeuten ein richtiges Invest. Recherchiert vorher, was euch die Weiterbildung kosten wird, und ob die dadurch erlangten Benefits es wert sind, insbesondere, ob ihr eurem Ziel damit auch wirklich näher kommt.
Tipp: Bittet euren Arbeitgeber um eine (Teil-)Übernahme der Kosten – fragen kostet nichts!! Legt euch dafür zurecht, inwieweit ihr damit eurem Unternehmen erhöhten Nutzen bringt. Und argumentiert, dass die Elternzeit der perfekte Zeitpunkt dafür ist, denn in dieser für die Firma „toten“ Zeit könnt ihr euch voll der Weiterbildung widmen, ohne dass damit im Daily Business etwas liegen bleibt.

Realistische Zeitplanung:

Recherchiert genau, wieviel Zeit für die jeweilige Weiterbildung angesetzt ist. Wieviel Zeit könnt und wollt ihr investieren? Bleibt realistisch; insbesondere beim ersten Kind empfehle ich, euch nicht zu übernehmen, denn das ganze Babymanagement ist nicht vorhersehbar.
Die ersten zwei Monate nach Geburt würde ich per se nicht mit Weiterbildung verplanen, da müsst ihr euch aneinander gewöhnen, euch als Familie einspielen. (Solltet ihr dann doch unerwartet Zeit übrig haben, könnt ihr euch diese mit Lesen oder Podcasts hören vertreiben)

Meine Tipps für euer Gelingen

Grade beim ersten Kind kann es ganz anders kommen, als ihr denkt. Die ambitioniertesten und strukturiertesten Mütter werden plötzlich ganz antriebslos, wenn sie an akutem Schlafmangel leiden. Aber keine Sorge – damit euer Karrierepush in Elternzeit funktioniert, gilt es einfach ein paar Tricks.
Diese basieren auf meinen eigenen Erfahrungen, welche ich dann im nächsten Kapitel gerne mit euch teile.

Nicht übernehmen

Das wahrscheinlich Wichtigste bei dieser ganzen Geschichte ist das eigene Erwartungsmanagement. Wenn ihr erfolgreich sein möchtet, solltet ihr euch nicht übernehmen. Erwartet vor allem nicht, dass ihr mit Kind exakt so funktioniert wie ohne. Lasst euch also lieber positiv überraschen, als zu sehr unter Druck zu kommen. Hier hilft euch die richtige Einstellung: Wenn ihr Bock habt, was zu machen, wenn ihr bereit seid, dafür etwas zu investieren und es unbedingt wollt, dann wird es auch klappen – versprochen!

Exit-Optionen checken und Fristen beachten

Wie gesagt, you never know. Einige Weiterbildungsmöglichkeiten haben feste Starttermine und verbindliche Zusagen. Schaue vorab, was die Stornobedingungen sind, so vermeidest du Frust und Geldverlust. Überlege dir auch, wann du beginnen möchtest und kannst und ob das mit den Fristen passt. Praktisch sind beispielsweise Weiterbildungen, bei welchen man sich den Prüfungstermin frei wählen kann, dann ist der Druck nicht zu groß.

Betreuungskonzept erstellen

Überlege dir vorher, wie du dir die notwendige Zeit schaffst. Insbesondere Anwesenheitstermine müssen gut geplant sein. Das heißt jetzt nicht, dass ihr schon Monate vorher in die minutiöse Planung einsteigen müsst. Aber überlegt, welche Personen in Frage kommen, für längere Betreuungszeiten, und wo ihr eventuell Zeiten für eure Weiterbildung einplanen könnt.

Für mein Masterstudium habe ich beispielsweise einmal pro Woche eine Nanny engagiert, acht Stunden am Stück. Ansonsten hatte ich einmal pro Woche einen festen Nachmittag, an welchem mein Mann die Kinder gemanagt hat. Jetzt in den ersten Monaten meines dritten Babys plane ich mir Zwei-Stunden-Slots, seit die Kleine einen einigermaßen festen Schlafrhythmus hat.

Was – wenn überhaupt – nur in den ersten Monaten funktioniert: Mit Baby auf dem Schoß lernen/tippen/Seminare besuchen/Websessions hören. Plant lieber nicht damit, ich kann aus meiner Erfahrung sagen, dass es schwierig ist, sich auf zwei Dinge gleichzeitig zu konzentrieren. Und freut euch einfach, wenn es dann doch mal klappt.

Erfahrungen austauschen

Es gibt in eurem Freundeskreis sicherlich Eltern, die etwas Vergleichbares schon gemacht haben. Lasst euch von ihnen erzählen, wo sie Herausforderungen hatten, was gut geklappt hat. Und was sie vielleicht auch nicht mehr so machen würden. Außerdem bietet natürlich dieses Buch viel Raum für Inspiration.

Aber Vorsicht! Jede(r) ist anders! Ihr könnt und sollt euch Tipps  und Anregungen holen, aber am Ende müsst ihr für euch selbst abwägen, was funktioniert und was nicht. Hört auf euer Bauchgefühl und beratet euch mit eurem Partner, Familie und Freunden.

 

 

Was ich so gemacht habe

Elternzeit 1 (Mai 2013 – September 2015)

In meiner ersten Elternzeit habe ich im Mai 2013 meine Tochter bekommen, im Juli sind wir nach Kalifornien gegangen. Zunächst war ein Jahr geplant; weil wir dann um ein weiteres Jahr verlängern konnten, legten wir gleich nach. Im September 2014 kam mein Sohn in den USA zur Welt. Wir kehrten im Juli 2015 zurück nach Deutschland, im Oktober habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Ich war in Summe also genau 2,5 Jahre raus aus dem Job.

Master of Science in Technology Management @ Open University London

Dass ich in der ersten Elternzeit einen Master machen wollte, war schnell klar. Direkt nach dem Bachelor war ich bei einem Telekommunikationskonzern eingestiegen, immer unter der Prämisse, dass ich den Master noch berufsbegleitend nachholen konnte. Als ich schwanger wurde und mein Mann eine Entsendung nach Kalifornien hatte, bewarb ich mich.

Die Open University war die perfekte Wahl für mich – Partneruni meines Arbeitgebers, international, und vor allem kann man studieren von wo auch immer man will. Das Studium ist eigentlich berufsbegleitend gedacht, was im Umkehrschluss bedeutet, dass man es nicht nur neben einem Job, sondern erst recht neben einem Kind schaffen kann.

Immer mal so zwischendurch etwas für die Uni machen funktionierte für mich leider nicht so richtig, das habe ich schnell gemerkt. Da im Schnitt zehn Arbeitsstunden pro Woche dafür vorgesehen waren, entschied ich mich je für einen ganzen Tag pro Woche eine Nanny zu engagieren. In den heißen Phasen habe ich dann auch an den Wochenenden etwas gemacht, und mein Mann war bei den Kids.

Das Open University Studium basiert zu weiten Teilen auf Selbststudium, d.h. man bekommt entsprechende Übungsbücher, Lektüren, Podcasts und Aufgaben. Außerdem finden regelmäßige Tutorien statt, jeder Studierende hat hier einen direkten Ansprechpartner pro Fach. Am Ende jedes Moduls stehen eine Hausarbeit und/oder Prüfung an. Das Tolle ist, dass die Uni euch das quasi an jedem Ort der Welt ermöglicht und organisiert. Ich konnte meine Klausuren im Prüfungszentrum der San Diego State University absolvieren. Mittlerweile ist das Studium an der OU wahrscheinlich noch optimierter durch neue digitale Tools und Methodiken.

Natürlich erfordert ein solches Studium echt Disziplin. Ich muss auch zugeben, dass ich es mir leichter vorgestellt hatte, „so ein bisschen Online-Studium“ nebenher. Dadurch, dass man ständig Hausarbeiten abgeben muss, ist man gezwungen, dranzubleiben. Und auch an die digitale Arbeitsweise muss man sich erst gewöhnen. Ich würde also lügen , wenn ich behaupten würde, es war alles pillepalle. Man muss sich immer wieder selbst motivieren. Auch hier half mir die Nanny-Vereinbarung unheimlich, so gabs an diesen Tagen kein Drücken.

Trotzdem hat es richtig Spaß gemacht und ich glaube, dass es viel cooler ist, so ein Studium in der Elternzeit als neben dem Beruf zu machen. So habt ihr nämlich immer diese angenehme Balance zwischen Windeln wechseln und das Gehirn anstrengen vs. anstrengender Job und abends dann nochmal an den Schreibtisch setzen, wenn man sich eigentlich schon gar nicht mehr konzentrieren kann.

Decision Making Class @ Stanford University

Es gibt einige Universitäten, die kostenlose Online-Kurse anbieten. Ich hatte Angst, mir könnte langweilig werden, bevor mein Studium anfing, und hatte mich dann für „Decision Making“ an der Stanford University angemeldet. Der Kurs war auf Englisch, super international (in meiner Gruppe kamen die Teilnehmer aus Spanien, Indien, China, USA) und ging über ca. acht Wochen. Es gab wöchentliche Vorlesungen, welche man sich flexibel ansehen konnte und dann kleinere Aufgaben und Arbeiten in der Gruppe, welche man gemeinsam online abgeben musste. Zum Schluss gibt es ein Zertifikat und man hat wirklich was gelernt.

Diese Art von Weiterbildung finde ich super, wenn man sich für ein bestimmtes Thema interessiert, etwas für den Kopf tun möchte, aber ein Studium nicht angehen kann / möchte / muss. Online Kurse von renommierten Universitäten sind die perfekte Gelegenheit, um sich zu inspirieren, oder sich mal mit ganz anderen Themen zu beschäftigen oder auszuprobieren. Ihr müsst natürlich dranbleiben und bei kostenlos plus freiwillig kann es dann unter Umständen zu Hinausschieben oder dann-doch-nicht-machen kommen.

Project Management Professional (PMP) @ Project Management Institute (PMI)

Im Rahmen eines Frauen-Förderprogramms meines Arbeitgebers hatte ich die Zertifizierung zum Projektmanager begonnen, die Prüfung hatte ich zeitlich nie geschafft. Also habe ich die  Wochen meines Mutterschutzes zur Vorbereitung genutzt und dann drei Wochen vor Geburt die Prüfung absolviert. Das war etwas knapp kalkuliert aber haute hin. Ein Problem hatte ich nur, weil ich in den Prüfungsraum kein Essen mitnehmen durfte und die Prüfung vier Stunden dauerte.
Dass ich das Zertifikat über das PMI gemacht habe war eher Zufall; egal wo ihr euch zertifizieren lasst – Projektmanagement Skills sind in quasi jedem Job von Vorteil und die entsprechende Bescheinigung wird euch immer weiterbringen.

Ob ich es heute nochmal bei PMI machen würde – wohl eher nicht. Klassisches, fast schon „analoges“ Projektmanagement ist aktuell nicht so angesagt. Man ist jetzt agil, flexibel und macht Scrum. Heute hätte ich wahrscheinlich eher eine Ausbildung als Scrum Master oder Agile Coach gemacht. Wofür auch immer ihr euch aber entscheidet, diese Art von Zertifizierungen werten euren Lebenslauf auf, ihr lernt neue Methodiken und bekommt geistige Abwechslung.

Elternzeit 2 (Dezember 2018 – Dezember 2019)

Mit meinem dritten Kind bin ich für ein Jahr in Elternzeit gegangen. Viel unspektakulärer diesmal, wir sind einfach in Bonn geblieben. Ich hatte mit dem Eintritt in den Mutterschutz meinen Job gekündigt und wollte dieses Jahr zur kompletten Neuorientierung nutzen.

Ausbildung systemischer Coach @ INeKO

Ich weiß im Nachhinein gar nicht mehr so genau, woher konkret der Wunsch kam. Auf jeden Fall hatte ich schon länger vorgehabt, eine Coach-Ausbildung zu machen – für mehr Methodik in meiner Rolle als Führungskraft, aber auch als Mentorin vieler junger Frauen. Über eine gute Freundin wurde mir das INeKO in Köln empfohlen.
Für die Kompaktausbildung (Mai-Dezember 2019) habe ich mich entschieden, da der Aufwand nicht ganz gering ist und ich es mir – ähnlich wie damals bei meinem Studium – schwierig vorstelle, Job, Kinder und Ausbildung zu vereinbaren. Diese besteht aus viermal je fünf volle Tage (Mi-So) Ausbildung, plus dazwischen Übungscoachings und Peergruppen-Treffen sowie eine Abschlussarbeit und -prüfung.
Damit ich nicht in Stillstress komme, habe ich den Beginn auf sechs Monate nach der Geburt gelegt. Wobei ich auch schon gehört habe, dass Väter die Babys dann alle paar Stunden zum Stillen vorbeigebracht haben. Da die Termine von Anfang an feststehen, kann man die eigene Abwesenheit gut im Voraus planen. Bei mir waren es eine Kombi aus dem Einfliegen meiner Mutter, Urlaubstage bzw. Elternzeit meines Mannes, sowie die Unterstützung durch Babysitter.

Von der Ausbildung selbst bin ich begeistert; neben den eigentlichen Inhalten hat  man währenddessen auch ausgiebig Möglichkeit zur Selbstreflexion. Die intensive Zusammenarbeit in der Gruppe schweißt zusammen, man findet Gleichgesinnte, aber auch tolle Menschen, mit denen man unter normalen Umständen gar nicht unbedingt zusammengetroffen wäre.

Das Coaching selbst macht mir unheimlich Spaß und eine solche Ausbildung bringt euch auf allen Ebenen weiter – egal was ihr am Ende damit macht. Ich bekomme oft die Frage gestellt „Wirst du jetzt Coach?“, woraufhin ich dem Thema einen Blogartikel gewidmet habe. Man sollte sich bewusst sein, dass dich die Ausbildung nur in den seltensten Fällen zu einer neuen Profession führt, also ihr euch als Coach selbständig macht. Aber es ist sicherlich ein gutes, zweites Standbein, ihr könnt es bestens für den Job nutzen und sogar für die Erziehung eurer Kinder.

Social Media und so

Die sozialen Medien spalten die Gesellschaft, genauso wie sie die Menschen zusammenbringen. Unsere Generation ist schon einigermaßen fit und zumindest im Studium mit dem Internet großgeworden; richtige Digital Natives sind wir aber noch nicht. Ich habe einen LinkedIn Account, bin bei Facebook und Instagram und postete dort ab und an mal was. Vornehmlich war ich einer der 80% User, die nur konsumieren.

Da ich immer schon mal einen Blog schreiben wollte, und das Thema im Mutterschutz auch angegangen bin, musste ich mich zwangsweise auch etwas aktiver mit den sozialen Medien beschäftigen. Denn wenn man einen Blog hat, ist das schön; nur weiß das dann halt keiner und LinkedIn, Instagram und co. eignen sich hervorragend, um auf neue Blogposts aufmerksam zu machen.

Warum ich das Kapitel unter Weiterbildung führe? Weil auch das „Selbststudium“ neuer Interessensgebiete weiterbildet und für die eigene Karriere überaus hilfreich ist. Jeder von euch kennt es wahrscheinlich: „Hach, dies und das wollte ich immer mal schon besser verstehen.“ oder „..wenn ich mal Zeit habe, beschäftig ich mich mit xxx.“
Und so beschäftige ich mich seit einiger Zeit etwas intensiver mit den sozialen Medien. Auf den ersten Blick scheint das Alles ganz trivial, aber je länger man sich damit beschäftigt, umso komplexer werden die Zusammenhänge. Ich glaube, dass die Macht der Social Media noch viel krasser ist, als wir es heute abschätzen können. Und ich bin mir sicher, dass die Nutzung durch unsere eigenen Kinder noch ganz andere Dimensionen annehmen wird. Alleine, um meine Kinder später verstehen zu können, um zumindest mitreden zu können, will ich dieses System verstehen. Außerdem wird es zukünftig auch kaum noch Jobs geben, in denen soziale Medien keine Rolle spielen. Insofern wäre es mit Mitte dreißig doch etwas früh, sich zurückzulehnen und sich nicht damit auseinanderzusetzen. In der Elternzeit habe ich die Zeit dazu!

Mein erster Schritt geht dahin, mich etwas aktiver auf LinkedIn und Instagram/Facebook zu zeigen. Als nächstes habe ich mir „Follow Me“ bestellt, ein tolles Nachschlagwerk von Twitter über YouTube, Bloggen und Pinterest. Unterstützung bekomme ich bei meinen Digital Natives Babysittern und natürlich über YouTube Videos und so arbeite ich mich langsam aber sicher via Learning by Doing vor. Diese Art der Weiterbildung macht echt Spaß!

 

 

Übersicht Weiterbildungsmöglichkeiten

Achtung – diese Übersicht soll euch Anregung und Inspiration geben, hat jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Zertifikate

Studium

Selbststudium über verschiedene Medien

  • YouTube (z.B. „Wie lege ich mir eine WordPress Seite an“)
  • Bücher (z.B. Follow me! von Grabs, Bannour, Vogl)
  • Learning by Doing (z.B. Social Media, Programmieren, Experte auf einem bestimmten Gebiet)

Zusatzqualifikationen

 

 

Interview mit Magdalena Groneberg, Angestellte bei Deutsche Telekom Healthcare Solutions

Magdalena, du hast während der Elternzeit mit deinem ersten Kind an der VHS Spanisch gelernt. Wie genau muss man sich das vorstellen?

Magdalena:

In der Oberstufe und während meines Studiums habe ich Spanisch gelernt. Diese Kenntnisse wollte ich nach einigen Jahren wieder auffrischen und habe mich deshalb während meiner Elternzeit dazu entschieden, einmal wöchentlich einen A2 Kurs zu besuchen.

Warum hast du dich dafür entschieden?

Magdalena:

Nach der Geburt meiner Tochter war ich in erster Linie damit beschäftigt mich auf den neuen Lebensalltag einzulassen und es meinem Kind in seinem neuen zu Hause so angenehm wie möglich zu gestalten. Mein Mann hatte sich die ersten drei Wochen nach der Geburt Urlaub genommen und war ansonsten 5 Tage die Woche arbeiten. Mit unserer Tochter habe ich Baby-Kurse besucht, war regelmäßig im Eltern-Kind-Café und habe mich oft mit den anderen Muttis getroffen, welche ich durch die Kurse kennengelernt habe. Nachdem wir uns als Familie eingespielt haben und alles reibungslos lief, habe ich schnell gemerkt, dass mir etwas fehlte. Das habe ich dann zum Anlass genommen mir etwas Neues für mich persönlich zu suchen.

Was waren die größten Herausforderungen?

Magdalena:

Die Herausforderungen habe ich gleich damit auf ein Minimum reduziert, dass ich mir einen Kurs bei uns in der Nähe gesucht habe. Dieser startete erst abends um 19:30 Uhr. Für die Hausaufgaben, das Lernen der Vokabeln und das Nacharbeiten des Unterrichts brauchte ich etwas Disziplin. Aber nicht viel mehr als ohne Baby 😉

Was hat dein Baby in der Zwischenzeit gemacht?

Magdalena:

Da ich für mich den Abendkurs auswählte, war mein Mann zu dieser Zeit von der Arbeit zurück und konnte somit die Betreuung unserer Tochter übernehmen. Die Zeit zum Nacharbeiten und Lernen musste ich mir gut einteilen. Da ich die Abendstunden mit meinem Mann genießen wollte, habe ich die Zeit während ihres Mittagsschlafs dafür genutzt.

Würdest du es wieder tun?

Magdalena:

Natürlich hängt diese Entscheidung mit vielen Faktoren zusammen, z.B. ob der Partner bereit ist hier mitzumachen. Aber wenn man es wirklich möchte, dann kriegt man das als Familie gemeinsam organisiert. Auch heute noch meistern wir die Herausforderungen im Berufsalltag gemeinsam. Wenn ich beispielsweise auf Dienstreise oder einem Seminar bin, dann nimmt sich mein Mann Urlaub oder arbeitet an dem Tag mal nicht bis abends. Andersrum machen wir es genauso. Natürlich ist das nicht bei allen Berufsbildern möglich und die Firma muss dafür auch offen sein. Wir sind sehr dankbar dafür einen Arbeitgeber zu haben, der Themen wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie nach Möglichkeit unterstützt. Also kurzum: ich würde es nicht nur wieder tun, sondern eine Weiterbildung allen Paaren in Elternzeit empfehlen.

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